Ehemaliger Schüler berichtet von seiner Arbeit als Cop in L.A.

„Waren Sie schon einmal auf dem Mount Everest?“, „Haben Sie schon einmal Drogen genommen?“ Bei solchen und allen anderen Fragen übertragen die Sensoren an den Handgelenken und am Brustkorb des Bewerbers alle körperlichen Reaktionen an den Lügendetektor. Die Fragen knallen nur so auf den Bewerber nieder.
Atemlos lauschen Zehntklässler der Willy-Brandt-Realschule Königsbach den Worten von Harald Laub (34), Police Officer in Los Angeles, der über sein Dasein als L.A.-Cop berichtet. Der große, bullige Mann an der Tafel saß vor 20 Jahre selbst als Schüler in diesem Klassenzimmer und wird bei einem Kurzbesuch in seiner alten Schule spontan von Schulleiter Dieter König zu einem Vortrag in der Klasse 10E überredet.
Nach der mittleren Reife, sagt der gebürtige Eisinger, ging er zur Landespolizeischule. Nach Stationen in Freiburg und Bruchsal war er bei der Stuttgarter Hundestaffel im Einsatz. Im Rahmen eines Austauschprogramms verbrachte er einige Wochen mit Kollegen in Los Angeles. „Wir fuhren mit auf Streife, gingen bei herrlichen 35 Grad an den Strand von Surf City. Die Leute waren locker drauf und immer nett.“ Und es gab da noch eine junge Polizistin, die ihm ungemein sympathisch erschien.
In den Folgejahren verbrachte er alle Urlaube in den USA. An Silvester 1999/2000 fiel seine Entscheidung. Er quittierte mit 25 Jahren den Polizeidienst für eine ungewisse Zukunft in den USA. Nach einem Jahr und diversen Jobs hatte er endlich die Greencard und die Sozialversicherungsnummer in der Tasche.
Durch einen Job als Sachbearbeiter für Tierschutz kam er wieder in Kontakt mit Polizeikollegen, erwarb die amerikanische Staatsbürgerschaft und bewarb sich für den Polizeidienst. Nach Lügendetektor, Fitnesstest, 1300 Fragen und einem psychologischen Gespräch bekam er 2003 den Job als Polizist in L.A..

„Ist das wirklich so mit den Drogen, der Prostitution und den Gangs, wie man das im Fernsehen sieht?“, wollen die Schüler wissen. „Leider ja, vor allem in den Ghettos“, erklärt Laub. „Die meisten halten sich illegal auf, haben keine Arbeit, können kein Englisch, die Familien haben zehn bis zwölf Kinder. Die illegalen Jugendlichen können nicht zur Schule, schließen sich zu Gangs zusammen. Alkohol, Ladendiebstahl, Autoklau, Körperverletzung münden dann schnell in einen kriminellen Lebensweg.“ Bei Verkehrskontrollen bestehe für ihn grundsätzlich Schussgefahr. Deshalb sei ein Motorrad-Cop auch mit schweren Waffen ausgerüstet.

An der Tafel demonstriert Laub den staunenden Pennälern, wie man ein verfolgtes Fahrzeug durch leichtes Touchieren am Heck zu einer 180-Grad-Drehung zwingt. „Wenn ein Verfolgter das Feuer eröffnet, wird sofort zurückgeschossen.“ Schon mehrmals sei er bei schweren Schießereien dabei gewesen. Einmal hätten er und seine Kollegen 60 Kilo Kokain sichergestellt. So aufregend das klingt, den lockeren Umgang mit Waffen wollen Schülerinnen wie Jessica oder Svenja nicht auf Deutschland übertragen wissen.
Laub berichtet aber auch vom angenehmen Leben unter der kalifornischen Sonne, schwärmt von Bootsfahrten in Arizona und Kurzurlauben auf Honolulu. Nein, zurück nach Deutschland möchte er nicht mehr. Aber auf die Frage, was er vermisst, musste er nicht lange überlegen: Weihnachtsmarkt und Glühwein, Schupfnudeln und Kraut, deutschen Kaffee und deutsches Brot.
Er kann mit Anfang 50 in den Ruhestand gehen. „Dann kaufe ich mir eine Ranch auf dem Land, weit weg von Autolärm, Drogen und Verbrechen.“ Allein muss er dort nicht leben: Die sympathische Polizistin vom ersten Austausch ist nämlich mittlerweile seine Frau. ufa
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