100. Geburtstag von Willy Brandt

Dass er kein „Parteisoldat“ ist, macht Eppler gleich zu Beginn klar: „Es hat keine Woche gegeben, in der ich mich nicht über die eigene Partei geärgert habe“.„Trotzdem gab es keinen Tag, an dem ich bereut hätte, eingetreten zu sein.“
Dem ehemaligen Lehrer und Bundestagsmitglied wird schnell klar, dass die Schüler keine politischen Diskussionen suchen zu aktuellen Themen, sondern näher an die Person Willy Brandt wollen. Begegnet sei er ihm 1961, aber richtig kennen gelernt habe er ihn, so Eppler, eigentlich erst, als „wir beide zurücktraten“. Aber eines sei ihm gleich aufgefallen: Willy Brandt habe nie über jemanden geschimpft. Die Anfeindungen des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß habe er lediglich mit den Worten kommentiert: „dass ein so begabter Mensch sich so gehen lassen kann“, zitiert Eppler. Er zeichnet das Bild eines Mannes mit einem seltenen politischen Instinkt. „Willy Brandt hat gespürt, was als Nächstes wichtig ist“. Aller Anfeindungen zum Trotz habe dieser genau kalkulierend seine Ostpolitik der Versöhnung vorangetrieben. Und dafür den Friedensnobelpreis erhalten.
Susanne Roth
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