Willy-Brandt-Statue

Dort steht seit 1996 die Original-Statue aus Bronze. Um eine Beschädigung des wertvollen Originals zu vermeiden, hat man sie für die Zeit der Baumaßnahmen in eine Holzverkleidung gepackt und durch zweidimensionale Duplikate ersetzt. Nach dem Abschluss der Bauarbeiten brauchte man die Duplikate nicht mehr und entschloss sich, sie an Schulen in ganz Deutschland zu verteilen, die den Namen Willy Brandts tragen.

Im August des zurückliegenden Jahres hat sich Vizekanzler Sigmar Gabriel deshalb in einem Brief an alle 22 Willy-Brandt-Schulen in Deutschland gewandt und sie um ihre Bewerbungen gebeten. In Königsbach war man sofort Feuer und Flamme für die Idee: „Wir haben gedacht: So schlecht können unsere Chancen nicht sein“, erinnerte sich König. Schließlich habe man im Hinblick auf Willy Brandt einiges zu bieten: Eine Memorial-Ecke, etliche Graffitis, einen Willy-Brandt-Preis sowie diverse Veranstaltungen mit Weggefährten und Schülern des Politikers. Und man konnte auf die Unterstützung der Bundestagsabgeordneten Katja Mast zählen, die in der Berliner SPD-Zentrale immer wieder hartnäckig nachgefragt hat. Mast brachte ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass die Königsbacher Realschule als einzige südlich der Main-Linie eine Statue erhalten hat. Sie würdigte Willy Brandt als einen „Kanzler mit großen Visionen und viel Lebenserfahrung“ und verwies auf seine berühmt gewordene Forderung, mehr Demokratie zu wagen und die erfolgreiche Ostpolitik. Brandt habe mit seiner geistigen Kraft die deutsche Demokratie der Nachkriegszeit entscheidend geprägt und seine Aussagen hätten an Aktualität nichts verloren, so Mast.
Als man im Jahr 1996 die Original-Statue im Willy-Brandt-Haus enthüllte, habe das die Gemüter ganz schön erregt, war indessen von Geschichtslehrer Bastian Karsch zu erfahren. Den einen war sie damals nicht realistisch genug, die anderen fühlten sich an Skulpturen absolutistischer Machthaber erinnert. Die Statue wurde damals vom Künstler Rainer Fetting geschaffen, der Brandt zwar nie persönlich getroffen hat, aber von seiner Person begeistert war. Sie zeigt weder eine offizielle Pose Brandts, noch stellt sie eine berühmte Fotografie nach. „Gerade deshalb kann jeder Betrachter etwas Eigenes darin erkennen und selbst interpretieren“, meinte Karsch. Mittlerweile erfreut sich das Original in Berlin großer Beliebtheit: Kaum eine Besuchergruppe lasse sich nicht davor fotografieren, erzählte Mast, und kaum eine Pressekonferenz gebe es, bei der sie nicht im Hintergrund stehe.
Nico Roller
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