In Finnland backt man „Piparkakku“
13Dec2019 Abgelegt in:
UnterrichtMit ihrer deutschen Austauschschülerin Feliz versteht sich Sinna gut. Die beiden hatten schon vorher Kontakt über soziale Netzwerke im Internet. Sinna übernachtet bei ihr. Wenn sie während des Austauschprogramms Zeit zur freien Verfügung haben, dann kochen die beiden Mädchen zusammen oder tauschen sich aus: über Musik oder über das finnische Schulsystem, das sich deutlich vom deutschen unterscheidet. In Finnland gebe es keine Unterteilung in verschiedene Schularten wie in Deutschland, sagt Anne Karppinen: Die „Grundschule“ dauere von der ersten bis zur neunten Klasse. Danach könne man aufs Gymnasium oder auf die Berufsschule wechseln, erklärt die Lehrerin, die den Austausch von finnischer Seite aus zusammen mit zwei weiteren Kolleginnen begleitet. Die Schüler kommen aus der siebten, achten und neunten Klasse. Einige können ein bisschen deutsch. Ihre Lehrerin sprechen sie nicht mit „Frau Karppinen“, sondern mit dem Vornamen an. In Deutschland undenkbar, in Finnland vollkommen normal. Karppinen unterrichtet in Kotka Deutsch und Schwedisch. Die Schüler hätten sich sehr auf den Austausch gefreut, sagt die Lehrerin: Das Thema Europa spiele im Unterricht eine große Rolle. „Wir denken, dass der Austausch den Schülern einen Mehrwert bietet mit neuen Erfahrungen und Erlebnissen.“ Die Atmosphäre sei gut, die Gastfamilien seien sehr nett und würden sich toll einbringen.
Mit dem Austausch wolle man den Schülern einen Blick über den Tellerrand ermöglichen, sagt Kristina Bühler. Die Konrektorin der Königsbacher Realschule erklärt, das Programm solle nachhaltig wirken. Deshalb gibt es nicht nur den einen Austausch, bei dem finnische Schüler Deutschland besuchen: Im März werden die Königsbacher Realschüler für eine Woche nach Finnland zum Gegenbesuch fahren. Auch im Unterricht spielt das Thema an der Königsbacher Realschule eine große Rolle: In zwei Erasmus-Stunden pro Woche lernen die Schüler mehr über die Kultur des anderen Landes, über europäische Integration und über Nachhaltigkeit. Damit jeder Schüler unabhängig vom Geldbeutel der Eltern daran teilnehmen kann, wird der Austausch komplett über EU-Gelder finanziert. Eine Woche sind die finnischen Schüler in Königsbach. Während des Austauschs besuchen sie nicht nur den Unterricht, sondern unternehmen auch gemeinsame Aktivitäten: Sie gehen auf den Biobauernhof, schauen sich das Pforzheimer Gasometer an, machen eine Stadtrallye in Karlsruhe und nehmen am schuleigenen Adventsbasar teil, für den sie zusammen mit den deutschen Schülern ein finnisches Weihnachtslied vorbereitet haben: „Jouluyö, Juhlayö“.
Der Spaß steht im Mittelpunkt. „Ich finde es cool, dass ich mich dafür entschieden habe, mitzumachen“, erklärt Emely. Sie hat viel neues über Finnland gelernt und mit ihrem Austauschschüler Benjamin versteht sie sich gut. Auch ihm macht der Austausch Spaß: Neue Leute habe er kennengelernt und neue Erfahrungen gemacht, sagt der Teenager auf Englisch. Noch wissen sie in Kotka nicht genau, was sie mit den deutschen Schülern unternehmen wollen, wenn diese im März zum Gegenbesuch kommen. Aber das Museum in ihrer Heimatstadt wollen sie ihnen auf jeden Fall zeigen. Und einen kleinen Finnisch-Kurs werden sie ihnen auch geben. – Nico Roller