"Willys wilde Kampfkünstler"
Sie ist Lehrerin an der Königsbacher Realschule und betreibt seit vielen Jahren professionellen Kampfsport. Nachdem sie schon im Kindesalter mit Karate in Berührung kam, hat sie im Studentenalter den Kung Fu für sich entdeckt und erkämpfte sich 2009 sogar den Weltmeister-Titel. Vor zwei Jahren kam sie auf die Idee, im Rahmen des Schulfests eine Kung-Fu-Aufführung mit den Jugendlichen einzustudieren. „Das ist bei den Schülern so gut angekommen, dass wir wenig später eine AG daraus gemacht haben“, erinnert sie sich. Seither wird jeden Dienstagnachmittag anderthalb Stunden lang in der Sporthalle auf dem Königsbacher Plötzer das Kämpfen trainiert. Dabei kommen nicht nur die Füße und die Fäuste zum Einsatz, sondern auch Schwerter, Stöcke und Fächer. Es gebe im Kung Fu über 200 verschiedene Kampfstile, weiß Mazowiec. Für ihre Schüler trifft sie aber immer eine ihrem Können, Alter und Gewicht angemessene Auswahl.
Die Jugendlichen gehen im Training richtig zur Sache, toben sich aus und testen, wo ihre Grenzen sind. Kung Fu sei gut fürs Körpergefühl, sagt Mazowiec. Und es stärke das Selbstbewusstsein: „Die Jugendlichen wissen, dass sie sich im Zweifelsfall selbst verteidigen können.“ Außerdem lerne man auf diese Weise Disziplin und der Gleichgewichtssinn werde verfeinert. Das Wichtigste beim gemeinsamen Trainieren sei aber, den Zusammenhalt in der Gruppe zu stärken und sich mit Respekt zu begegnen. Deshalb verbeugen sich die Jugendlichen zu Beginn eines jeden Kampfes vor ihrem Gegner. Dann aber fliegen die Fäuste und die Füße. Solange, bis einer einen Punkttreffer landet. Kann da nichts passieren? „Kampfsport tut halt manchmal weh“, sagt Mazowiec und grinst. Dann zeigt sie auf die umfangreiche Schutzausrüstung, mit der man das Risiko von Verletzungen so gering wie möglich halten kann. Seit dem Start der AG vor zwei Jahren haben die Jugendlichen schon etliche Aufführungen absolviert und sogar an ein paar Turnieren erfolgreich teilgenommen. Der vorläufige Höhepunkt war im Mai der mehrfache Titelgewinn in Hannover. Der zwölfjährige Niclas Burow wurde dabei in gleich zwei Disziplinen Deutscher Meister. Kung Fu ist das perfekte Hobby für ihn. Den Unterricht bei Davina Mazowiec findet der Zwölfjährige klasse, weil er für Abwechslung im Schulleben sorgt. Das sehen auch Kian-Luca Trocha und Yannik Bodamer-Lopez so. Der elfjährige Kian hat in Hannover zwei Titel gewonnen. „Vor meinen Kämpfen war ich ganz schön nervös“, gibt er zu. Und auch sein Kollege Yannik meint: „Ich hatte ein bisschen Angst vor meinem Kampf, weil es der erste richtige war.“
Mazowiec kann das gut verstehen. Schließlich kommen bei der Deutschen Meisterschaft die meisten Teilnehmer aus professionellen Sportschulen. „Wir waren da schon die Underdogs“, meint sie. Umso erfreulicher sei es, dass man gleich sieben Titel holen konnte. Neben Yannik, Kian und Niclas sind auch Simon Gerber und Sarah Claußner Deutsche Meister geworden. Sich auf dem Erfolg auszuruhen, kommt für Mazowiec und ihre Schüler aber nicht infrage: Im kommenden Jahr wollen sie an der Weltmeisterschaft in Hannover teilnehmen. Außerdem ist für nächstes Schuljahr schon eine Fecht-AG in Planung. Die soll dann ihr Mann leiten, weil er professioneller Fechter ist.
Text und Fotos: Nico Roller