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Alexandra Leibfried erinnert an das Schicksal von Holocaust-Opfern

„Ich war einer von denen, die anders waren“ Alexandra Leibfried erinnert an das Schicksal von Holocaust-Opfern

Am Montag, den 10.11.2025, besuchten die Klassen 9c und 9d die Pforzheimer Zeitung, um einen Vortrag der Politologin und Journalistin Alexandra Leibfriedüber Zeitzeugen der KZ-Gedenkstätte Dachau anzuhören. Vor Ort wurden die Jugendlichen zuerst von Peter Satinsky im PZ-Forum begrüßt. Der geschäftsführende Verleger der Pforzheimer Zeitung stellte diese als modernes Medienhaus im Print- und Digitalbereich vor. Danach leitete er zum Vortrag von Frau Leibfried über, der von der Jakob-und-Rosa-Esslinger-Stiftunggefördert wurde und im PZ-Forum stattfand. An dieser Stelle übernahm die 49-jährige Journalistin. Unter dem Titel „Demokratie braucht Erinnerung – Zeitzeugen / Schicksale / Verantwortung“ machte sie in knapp 90 Minuten klar, wie die Erinnerung an vergangene Menschheitsverbrechen einerseits und das gegenwärtige Eintreten für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit andererseits untrennbar miteinander zusammenhängen. Kein Zufall war es, dass der Vortrag am 87. Jahrestag der Reichspogromnacht (Nacht vom 9. auf den 10.November 1938) stattfand. Damals brannten überzeugte Nationalsozialisten und ihre Anhänger deutschlandweit Synagogen nieder und intensivierten die Misshandlung und Ermordung von Juden und anderen Minderheiten. Jedoch fand am 9. November auch ein anderes bedeutendes Ereignis der deutschen Geschichte statt. Denn 1989 fiel die Berliner Mauer, was den Menschen der DDR den Weg zu Freiheit, Demokratie und Menschenrechten ebnete – Errungenschaften, die eben keine Selbstverständlichkeit darstellen. Leibfried stellte im Anschluss daran fünf Menschen vor, die sie vor 20 Jahren im Zeitzeugen-Cafe der KZ-Gedenkstätte Dachau persönlich kennengelernt und interviewt hat. Gemeinsam ist ihnen, dass sie in jungen Jahren im KZ Dachau inhaftiert waren und später bis ins hohe Alter als Zeitzeugen von ihren grausamen Erlebnissen berichteten – besonders gerne vor jungen Menschen, mit dem Ziel,dass sich ein solches Menschheitsverbrechen nicht wiederholen möge. Da fast alle damaligen Zeitzeugen mittlerweile verstorben sind, sieht es Alexandra Leibfriednun als ihre Aufgabe, über deren Schicksale Auskunft zu geben und so die Erinnerungen zu bewahren. Biografische Ausschnitte aus dem Leben Max Mannheimers, Walter Joelsens, Riccardo Goruppis, Marie-Luise Schultze-Jahns und Abba Noars zeigten deren Leidensgeschichte im Dritten Reich und ihre verschiedenen Schwerpunkte als Zeitzeugen auf. Während Max Mannheimer (1920-2016) als guter „Netzwerker“2013 den Besuch Angela Merkels in Dachau und ihren Austausch mit Überlebenden organisiert hat, war es für den Italiener Goruppi (1927-2021)besonders wichtig, seine Zuhörerschaft durch lebhafte Beschreibungen der Erlebnisse im KZ emotional anzusprechen. Walter Joelsen (1926-2023) wiederum musste früh erkennen, dass „er einer von denen war, die anders waren.“ Als „Halbjude“ eingestuft, wurde er aus dem Gymnasium ausgeschlossen und zur Zwangsarbeit verpflichtet. Das Verteilen des letzten Flugblatts der Weißen Rose wurde schließlich Marie-Luise Schultze-Jahn (1918-2010) zum Verhängnis. Der im Ghetto Kaunas (Litauen) aufgewachsene Abba Naor (1928-heute) erlebte, wie sein älterer Bruder beim Organisieren von Lebensmitteln erschossen wurde. Sein jüngerer Bruder und seine Mutter kamen später im KZ Auschwitz ums Leben. Abschließend schlug die Politologin Leibfried den Bogen zur Gegenwart. Angesichts extremistischer Strömungen sowie Hass und Hetze im Netz stellte sie die Frage, was wir alle tun können, um für Freiheit und Demokratie einzutreten. Sie empfahl den Jugendlichen unter anderem, sich gewissenhaft zu informieren, Quellen genau zu prüfen, wählen zu gehen sowie eine KZ-Gedenkstätte zu besuchen. Letzteres hat an der Willy-Brandt-Realschule durch die Exkursion aller zehnten Klassen ins ehemalige KZ Natzweiler-Struthof eine jahrzehntelange Tradition.

von Bastian Karsch und Ronny Dittmar

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