Einfach zuhören

Von Anfang an seien Schüler, Eltern und auch einige Lehrer zu ihr und ihrer Kollegin gekommen. Die Inhalte der mit ihnen geführten Gespräche behandeln sie vertraulich. „Wir unterliegen der Schweigepflicht und wollen den Schülern einen geschützten Raum bieten“, erklärt Chenevoy: „Wir reden die Probleme nicht klein, sondern bestärken die Schüler und unterstützen sie.“ Jeder Jugendliche wird ernstgenommen, ganz individuell. „Oft reicht es den Kindern, wenn da jemand Neutrales ist, der ihnen einfach zuhört.“ Auf das Wort „neutral“ legen die beiden großen Wert: „Wir bewerten nicht, machen keine Noten, verhängen keine Strafen“, erklärt Chenevoy: „Ich möchte den Kindern helfen, eine eigene Lösung zu finden.“ Aber dazu muss das Kind erst einmal den Weg zu den Schulsozialarbeiterinnen finden. „Es gibt welche, die spazieren ganz locker hier rein“, erzählt Pfrommer: „Aber es gibt auch einige, die sich nicht her trauen.“ Oft stellen dann Eltern oder Lehrer den Kontakt her. Und oft hilft dann auch Loki, der Hund von Chenevoy. Der Border Collie Mischling ist zwei Jahre alt und wird derzeit zum pädagogischen Begleithund ausgebildet. „Gerade bei schüchternen Kindern kann man über den Hund einen Zugang finden“, erklärt Chenevoy: „Es gibt Kinder, die gehen empathisch ganz anders auf Tiere ein als auf andere Menschen.“
ROL_PFROMMER_CHENEVOY

Momentan kommen vor allem Fünft- und Sechstklässler zu den Schulsozialarbeiterinnen – was auch daran liegen könnte, dass ihr Büro von deren Klassenzimmern umgeben ist und die Kontaktaufnahme zu den übrigen Klassenstufen wegen Corona bislang schwierig war. Wie sich die aktuelle Situation auf die Kinder und Jugendlichen auswirkt, können Pfrommer und Chenevoy nicht sagen – und schon gar nicht prophezeien. Sie glauben aber, dass der Bedarf in Zukunft zunehmen könnte, auch wegen fehlender sozialer Kontakte zu Gleichaltrigen und einem stark eingeschränkten Freizeitangebot. Um den Kontakt zu den Jugendlichen zu halten, haben die beiden Schulsozialarbeiterinnen vor kurzem einen eigenen Auftritt beim sozialen Netzwerk „Instagram“ eingerichtet, über den sie Informationen streuen. Gespräche führen sie über das Telefon oder per Videochat. Weil beide vom Verein „miteinanderleben“ kommen, haben sie die Möglichkeit, sich mit anderen Sozialarbeitern aus der Region auszutauschen und abzustimmen. Beide sind überzeugt: „Es ist unglaublich wichtig, dass die Kids nach wie vor einen Ansprechpartner haben.“ Deswegen bieten sie trotz Lockdown auch persönliche Gespräche an. Denn über manche Dinge lässt sich von Angesicht zu Angesicht eben leichter reden. – Nico Roller

Foto
Immer ansprechbar: Die Schulsozialarbeiterinnen Lea Pfrommer (links) und Cynthia Chenevoy sind auch im Lockdown für die Schüler des Königsbacher Bildungszentrums da: digital, telefonisch und bei Bedarf auch persönlich. (rol)
© WBRS 2024